ein aufgeweichter glückskeks

Nur ein Herz, das Narben trägt, weiß, dass es gelebt hat. Ich zerknülle den kleinen Zettel, den ich eben aus dem durchweichten Klumpen geklaubt habe, der in seinem früheren Leben gestern Abend mal ein Glückskeks war. Ich trete ihn ausführlich in die nächste Pfütze. Da haben wir etwas gemeinsam: Gestern Abend, in meinem früheren Leben, war ich auch noch so ein Glückskeks. Und jetzt bin ich auch nur noch ein armseliges durchweichtes Etwas mit blöden Sprüchen drin. Mit blöden Glückskeksmetaphern zum Beispiel. Ich gehe nach Hause, schreibe ihm nochmal, fühle mich kein bisschen besser und weiß, dass ich damit nichts bewegt habe, es sei denn was in richtung schlimmer. Es ist ganz einfach und es ist nicht zu ändern. Ich liebe ihn sehr und er liebt mich nicht mehr. Es gibt schlimmeres aber es gibt nichts schlimmeres.
Ich zünde mir eine Zigarette an, lösche sie wieder, stelle mich im Wohnzimmer vor den Spiegel und suche meinen eigenen Blick. Meine Augen sind rot vom weinen und schauen nach ein paar Minuten starr durch mich hindurch. Ich wende mich ab. Ich denke an unser erstes Treffen. An unseren ersten Kuss und an die Küsse danach. An seinen Geruch, den ich so mochte. An die Gespräche, die mir eine ganz andere Welt gezeigt haben. An den Blick seiner Augen, manchmal warm und liebevoll, manchmal kalt und beinahe verachtend. An das schlechte Gewissen, wenn ich bei einem anderen lag und nur an ihn denken konnte. An den Schmerz, den ich nicht wollte und doch aushalten musste, wenn ich ihn mit einer anderen Frau gesehen habe. Und ich denke an gestern Abend. Wie ich voll von Glücksgefühlen war - wie immer in seiner Gegenwart. Wie ich am liebsten in seinem Arm gelegen hätte und wie er dann aufstand und ging.
Genug, denke ich.
So kann es nicht weitergehen. Ich will nicht immer die sein, die am Ende mit gebrochenem Herzen da steht. Jetzt werde ich Verführerin.

Ich habe schon seit einer Weile für mich festgestellt, dass ich ein Freundschaftsmensch bin, kein Beziehungsmensch. Ich will an die Person, die ich liebe, keine Ansprüche stellen und ich komme nicht gut damit zurecht, wenn man mir Ansprüche stellt. Aber ich liebe aufrichtig. Und bis jetzt hatte ich damit immer das Nachsehen. Bevor das hier aber zu kompliziert wird:

Ich habe mich entschieden - wenn ich schon Geliebte bin, dann will ich es auch im wahrsten Sinne des Wortes sein. Geliebt werden. Nicht immer nur unglücklich lieben. Ich will die Kunst der Verführung lernen.

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